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DIVE IN – Hörbar 2022

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DIVE IN – Hörbar

Durch einen interdisziplinären Austausch und ein immersives Zusammenspiel von Sound–Bild–Text–Bewegung haben wir mit der Performance DVE IN einen künstlerisch-forschenden Prozess ins Leben gerufen.
Mit der Hörbar-Version von DIVE IN laden wir dazu ein, in den NaturKulturraum Meer akustisch einzutauchen und dadurch dessen vielfältige Schönheit wie Bedrohtheit zu erfahren: In Meeresklangwelten einerseits und zeitgenössische Kompositionen andererseits möchten wir sensibilisieren für die wechselseitige Durchdringung menschlich-kultureller und natürlicher Sphären. Wie beeinflussen Menschen die Ökosphäre Meer und inwiefern können sich die Menschen von ihr beeinflussen lassen? 


Beitragsfoto:
Atlantischer Weisseitendelphin © Heike Vester / Ocean Sounds















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Im Folgenden finden sich vier verschiedene Hörsequenzen, in denen Wallaute – aufgenommen von der Biologin Heike Vester – Kompositionen von Christian Billian begegnen:

light / Echoortung
Dem Herzen min / Paarung
In swebender wunne / Kommunikation
erinnert / Lärm

Nach Beschreibungen dessen, was zu hören sein wird und wie es zu diesem Zusammenspiel von Meeresklangwelten einerseits und Kompositionen andererseits kam, folgen die jeweiligen Hörbeipiele, gerahmt von einem Intro und einem Outro. Um das gesamte Spektrum und die binaurale Verräumlichung der Hörsequenzen zu erfahren, sind Kopfhörer unumgänglich. 


Beitragsfoto:
Atlantischer Weisseitendelphin © Heike Vester / Ocean Sounds


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Intro / Karuselljagd

Eine Gruppe von circa 12 Orcas (Orcinus orca) jagen Heringe in einer sogenannten Karusseljagd in Nordnorwegen. Dabei schwimmen die Tiere schnell hin und her und tauchen ab, um einen Teil des Heringschwarms nach oben zu jagen. Die Schwimmbewegungen sind einem Karussel ähnlich. Für die Jagd benutzen sie eine Vielzahl an Sounds:
  • Klicks zur Echoortung, um den Hering zu lokalisieren, 
  • Buzzes (Knattern), um den Hering einzuschüchtern, 
  • verschiedene soziale Laute, um untereinander die Jagd zu koordinieren und zu guter Letzt 
  • die Schwanzschläge, mit denen sie die Heringe betäuben oder töten, um sie dann einzeln zu fressen. 
Die Orca Heringjagd bedarf hoher Kognition und komplexer Kommunikation.


Beitragsfoto & Sounds:
Orcas bei der Karusseljagd - Mutter mit Neugeborenem und Seemöwen beim Heringe jagen © Heike Vester / Ocean Sounds


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light / Echoortung

"It is as if it were a light constantly reilluminating the world." 
      Vaclav Havel, letters to Olga


Was für uns Menschen das Licht ist, ist für Wale die Echoortung mithilfe von Schallwellen. Sie 'sehen' mittels Sound. Auf die Welt der Wale übertragen, entspräche der Satz von Vaclav Havel: „as if it were a sound constantly making the world sound!
Wale und Delphine 'sehen' im dunklen Meer mit Hilfe von Sounds. Für sie kommt dadurch 'Licht' in ihre Umgebung und sie finden so den Weg, aber auch Partner und potentielle Beute. Es werden dafür Klicks und Pfeiftöne produziert und über das Echo dieser Sounds können die Tiere Form, Gröβe und die Distanz zu Objekten erkennen.


Komposition:
'
light' von Christian Billian, interpretiert von Noa Frenkel (Alt) und Jürgen Ruck (Gitarre)
Sounds:
Atlantische Weisseiten Delphin in Nordnorwegen, Schwertwale und abtauchender Pottwal © Heike Vester / Ocean Sounds

Beitragsfoto:
Springender Atlantischer Weisseiten Delphin in Nordnorwegen © Heike Vester / Ocean Sounds 



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Bei der Echoortung zu hören sind:
  • Atlantische Weißseitendelphine (Lagenorhynchus acutus). Sie sind bei der Futtersuche zu hören. Dabei senden sie Klicks aus, um mit dem Echo ein Bild zu erzeugen und auf diese Weise den Fisch zu finden. Da die Gruppe der Delphine sehr groß ist, hört man viele Klicks, die schnell hintereinander von allen Richtungen auftauchen. Auf diese Weise wird das Meer 'erleuchtet'. Es sind aber auch soziale Laute zu hören, mit denen die Delphine untereinander kommunizieren.
  • Schwertwale (Orcinus orca).
    Man hört langsamere Klicks einer Gruppe von circa 8 Orcas, die entlang eines Fjordes in Nordnorwegen schwimmen und nach Lachs suchen. Sie scannen dabei das tiefe Fjord ab, deshalb sind auch lange Echos zu hören. Mit diesen Klicks 'sehen' sie einzelne Lachse unter Wasser und lokalisieren diese.
  • Ein Pottwal (Physeter macrocephalus) bei der Futtersuche. Pottwale produzieren langsame, einzelne Klicks, die bei ca. 8 kHz liegen. In dieser Hörsequenz sucht ein einzelner Pottwal in der Meerestiefe nach Tintenfischen. Zuerst sind die Klicks in regelmässigen Abständen zu hören. Dabei sucht der Wal nach Beute und scannt seine gesamte Umgebung ab, dann kommt er dem Tintenfisch näher und die Klicks werden schneller hintereinander produziert (hört sich an wie ein Tischtennisball auf einer Platte) bis der Abstand zum Tintenfisch immer geringer wird und er ihn am Ende fängt (oder auch nicht).


Beitragsfoto:
Schwertwale
 
© Heike Vester / Ocean Sounds
Beitragsfoto nächste Seite:
Pottwal © Heike Vester / Ocean Sounds






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Dem Herzen min / Paarung

"Selig sie du suesse stunde, selig si du zit, der werde tag, do das wort gie von ir munde, das dem herzen min so nahe lag. Das min lip von vroede ersrag, was ich von ir sprechen mag. Min erste und ouch min leste froeide was ein wib, der ich minen lip bot ze dienste iemer me. Du hoehste und ouch du besteIn dem herzen min, seht, das mue si sin, der ich selten fro beste ir tut leider we al min sprechen und min singen."       
      Heinrich von Morungen, mhd. Ende 12.Jhd.



Zu sehen und zu hören sind:
  • Ein männlicher Pottwal (Physeter macrocephalus), der mit sehr lauten Klicks (mit über 220dB) bei den Weibchen 'anklopft' und wartet bis er angenommen wird (Foto diese Seite). 
  • Zwei Blauwale (Balaenoptera musculus) bei der Paarung (Foto folgende Seite). Blauwale sind mit ihren 33m und 150 Tonnen die größten Tiere auf der Erde. Sie sind Einzelgänger und wenn sie sich paaren, dann nehmen sie sich Zeit. Während der Paarung stoßen sie tieffrequente Pulse aus, die sich wie ein Bootsmotor anhören und mischen es mit leicht anmutig erscheinenden höheren Tönen. 


Komposition:
'
Dem Herzen min' von Christian Billian, interpretiert von Noa Frenkel (Alt) und Jürgen Ruck (Gitarre)
Sounds:
Wartender männlicher Pottwal und zwei Blauwale © Heike Vester / Ocean Sounds 

Beitragsfoto:

Wartender männlicher Pottwal © Heike Vester / Ocean Sounds
Beitragsfoto nächste Seite:
Zwei Blauwale © Heike Vester / Ocean Sounds


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In swebender Wunne / Kommunikation

"In so hoher swebender wunne so gestünt min herze ane vroiden nie. Ich var, als ich fliegen künne mit gedeneken iemer umbe sie, sit das mich ir trost empfie, der mir durch die sele min mitten in das herze gie. Swas ich wunnecliches schowe, das spile gegen der wunne, der ich han. Luft und erde, walt und owe Suln die zit der vroede min emfan." 

      Heinrich von Morungen, mhd. Ende 12.Jhd.



Zuerst zu hören ist:
  • Grindwalmutter mit ihrem Neugeborenen (Globicephala melas). Grindwale leben in großen Gruppen und schwimmen verteilt oft über lange Distanzen. Die Gruppe ist für sie lebensnotwendig und sie verbringen ihr ganzes Leben bei der Muttergruppe. Das Verlieren eines Gruppenmitgliedes wäre fatal. Deswegen nutzen sie lange tonale Laute, die auch über mehrere Kilometer zu hören sind, um sich nicht zu verlieren und gegebenenfalls wieder zueinander zu finden.

Komposition:
'ln swebender wunne' von Christian Billian, interpretiert von Noa Frenkel (Alt) und Jürgen Ruck (Gitarre)
Sounds:
© Heike Vester / Ocean Sounds


Beitragsfoto: 
Grindwalmutter mit ihrem Neugeborenen © Heike Vester / Ocean Sounds



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Nach den Grindwalen sind zu hören:
  • Orcas beim Ruhen nach der Fütterung (Orcinus orca)Diese Orcas fressen viel und müssen danach gut verdauen, bevor es wieder weiter zur nächsten Jagd geht. Nach dem Fressen sind sie oft träge oder spielen. In dieser Phase äußern sie ruhigere Laute als beim Jagen und Fressen.
  • Ostpazifische Delphine (Stenella longirostris). Kleine Delphine, wie z.B. die Ostpazifischen Delphine leben oft in sehr großen Gruppen zusammen und dort gibt es dann viel kommunikativen Austausch – sie schnattern, quietschen, pfeifen, knattern und klicken untereinander. Oft sind solche Zusammenkünfte von kurzer Dauer und die Delphine suchen sich neue Gruppen. Um eine Identität zu wahren, haben sie eigene Namen in Form von Pfeiftönen entwickelt. So können sie sich leicht untereinander begrüßen, sich nach anderen erkundigen auch über andere reden, wenn diese nicht anwesend sind.


Beitragsfoto:
Orcas beim Ruhen © Heike Vester / Ocean Sounds
Beitragsfoto nächste Seiten:
Ostpazifische Delphine © Heike Vester / Ocean Sounds


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erinnert / Lärm

"Doch wenn das Netz zur Seite gezerrt, am Rande eingehakt und in der Mitte zerrissen wird, erinnert man sich, dass diese Netzte nicht von körperlosen Wesen mitten in der Luft gewebt werden, sondern das Werk leidender Menschen sind, verknüpft mit grobstofflichen Dingen wie …"

    Virginia Woolf, dt. Übersetzung aus A Room for One’s Own



In unserer heutigen technologischen Zeit ist es nahezu unmöglich geworden, Wale und Delphine ungestört zu beobachten. Vor allem der Unterwasserlärm durch Schiffe, aber auch Bohraktivitäten sowie Such- beziehungsweise Vermessungsaktionen und Sonar machen diese einst unberührte stille Umgebung zu einem Raum der stressvollen Dauerbeschallung. Dies wird einem erst deutlich, wenn man mithilfe eines Hydrophons diesen Raum belauscht. Die lebensnotwendige natürliche Klanglandschaft der Meereslebewesen wird verändert und zerstört. Seit Mitte des letzten Jahrhunderts hat sich der weltweite Lärmpegel in den Ozeanen in jedem Jahrzehnt verdoppelt. Mehr als 100 000 grosse Frachtschiffe durchqueren die Meere und produzieren kontinuierlich Lärm. Der Lärm in den Weltmeeren hat sich um 30 dB verstärkt.


Komposition:
'erinnert
' von Christian Billian, interpretiert von Noa Frenkel (Alt) und Jürgen Ruck (Gitarre)
Sounds:
Motorenlärm von Whale watching Booten, die  Wale in einem Fjord in Nordnorwegen verfolgen und Lärm, der von Bohraktivitäten in Nordnorwegen ausgeht © Heike Vester / Ocean Sounds

Beitragsfoto:

© Marion Mangelsdorf

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'Whale watching' ist zu einer sehr beliebten Tourismus-Attraktion weltweit geworden und zunehmend werden Bootsausfahrten dazu angeboten. Der Lärm der Bootsmotoren unter Wasser kann zur echten Gefahr für die Wale werden. Es stört die Tiere in ihrem Verhalten, oft beim essentiellen Jagen oder bei der Jungtieraufzucht. 


Beitragsfoto:
Whale watching Boote verfolgen Wale in einem Fjord in Nordnorwegen © Heike Vester / Ocean Sounds


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Die Suche nach Öl ist desaströs. Mit lautem Sonar und seismischen Luftkanonen (260 dB) wird das Meer beschossen, um sich ein geographisches Bild vom Meeresboden zu machen. Damit sucht der Mensch nach Bodenschätzen im tiefen Meeresgrund, vermisst den Meeresboden und sucht nach Öl und Gas. Und nicht nur der extrem laute Knall kann sich über Tausende von Kilometern ausbreiten, er zerstört auch direkt Leben: Bei jeder Explosion stirbt Zooplankton in einem Radius von 2 km. Meeressäuger, die in unmittelbarer Nähe schwimmen werden verletzt und verenden. 


Beitragsfoto:
Bohrinsel in Barents see © Heike Vester / Ocean Sounds



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Outro / Meerraum

DIVE IN endet mit einer natürlichen Klangwelt der Kurzflossen-Grindwale aus Raja Ampat ohne Lärm. Zu hören ist die Weite des MeerRaumes durch die natürlich schönen Echos der Walrufe. Ungestörte Klanglandschaften spiegeln ein gesundes und Artenreiches Ökosystem wider und sind gleichzeitig Vorraussetzung für das Leben. Deshalb sind sie schützenswert.


Beitragsfoto & Sounds:
Kurzflossen-Grindwale rufen in Raja Ampat © Heike Vester / Ocean Sounds




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DIVE IN – Gestaltende

Christian Billian
– Kompositionen & binaurale Verräumlichung der Wallaute –

Christian Billian erlebt in seinen Wirkungsfeldern viele unterschiedliche Orte und Kontexte, in denen Musik praktiziert wird: als Komponist, Arrangeur, als Instrumentalpädagoge im Gitarrenunterricht, Band-/Ensemble Coaching und in Education-Projekten mit Schulklassen. Mit Dive in kommen für ihn zwei Lebensthemen zusammen: der Schutz unseres Lebensraumes, seiner Lebewesen und das Potential von Musik durch die Klang-/Raum-/Körpererfahrung sensitiver zu werden: für uns selbst und die Welt um uns herum.
www.christian-billian.de


Marion Mangelsdorf
 
– Hörbargestaltung – 

Marion Mangelsdorf forscht als Kulturwissenschaftlerin im Bereich der Human-Animal Studies (HAS). Als Initiatorin des Ocean TransFlow-Collective liegt es ihr am Herzen, Verbindungen zu schaffen zwischen NaturenKulturen sowie zwischen Kunst und Wissenschaft. Dabei möchte sie vor allem auch zum Dialog der verschiedenen Generationen untereinander einladen.
www.cultures4dialogue.com 


Heike Vester
– Sounds, Fotos & Informationen zu den Walen – 

Heike Vester ist Verhaltensbiologin (Dr. rer. Nat. in Biologie) erforscht die Kommunikation der Wale seit 1998 in Norwegen, Chile und Raja Ampat in Indonesien. Da sie den Tieren eine Stimme geben und Menschen bewegen möchte, gründete sie Ocean Sounds 2005. Mit der Partizipation an der DIVE IN-Komposition versucht sie eine Tür zu öffnen zwischen der komplexen Klangwelt der Wale und der Musik, um ein besseres Verständnis und Schutz von natürlichen Klanglandschaften zu bewirken. 
https://ocean-sounds.org/de


Noa Frenkel (Gesang) und Jürgen Ruck (Gitarre).


Beitragsfoto:
Atlantischer Weisseitendelphin © Heike Vester / Ocean Sounds

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DIVE IN – Dokumentationen

Im Rahmen von Veranstaltungen rund um den Welttag der Ozeane am 8. Juni 2022 fand im Co-Creation Raum der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg eine erste Aufführung von DIVE IN statt. 

Unterstützt wurde das Ganze vom SWR 3 Experimentalstudio sowie der Choreografin Pilar Buira Ferre, die gemeinsam mit Studierenden der Freiburger Universität die binauralen Soundscapes tänzerisch begleitete.

Im Weiteren finden sich folgende Videos:
Teaser zu DIVE IN,
Making Of zu DIVE IN und
Dokumentation der Veranstaltungen


Weitere Informationen finden sich in einem Programmheft.
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